Strombörse

Bis zum Ende der neunziger Jahre war der Handel mit Strom ein bilaterales Geschäft zwischen Stromproduzenten und den örtlichen Versorgern, also in der Regel den Stadtwerken der Kommunen. Die großen Energieversorger wie EnBW und RWE stellten die Versorgung auf der Grundlage von langfristigen Lieferverträgen zu festgelegten Preisen sicher. Seit der Liberalisierung des Strommarktes 1998 und der Deregulierung des Gasmarktes 2003 wird Energie auf dem freien Markt gehandelt.    

Seit 2002 geschieht dies an der Leipziger Börse, der European Energy Exchange (EEX). Neben Strom und Gas und einigen anderen Produkten wie Agrargütern findet hier auch der Handel mit den sogenannten CO2-Emissionsrechten statt. Die drei Marktteilnehmer, also Versorger, Netzbetreiber und Produzenten verhandeln den Strompreis tagesaktuell. Wichtig für alle, die auf grünen Strom setzen: An der Leipziger Börse wird auch der komplette, durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geförderte Strom gehandelt. Ein Stromhändler, der regenerativen Strom vertreibt, kauft hier den Strommix ein, den er anschließend an seine Kunden liefert. Er darf ihn anschließend nur nicht mehr als Ökostrom labeln, sondern muss ihn als EEG-Umlage deklarieren.   

 Allerdings wird nur ein Viertel des deutschen Energieverbrauchs an der Strombörse gehandelt. 75 Prozent des Stroms wird über den OTC Handel ge- und verkauft; die englische Abkürzung steht für Over the Counter und bezeichnet langfristige Lieferverträge zwischen Stromversorgern und Großkunden. Kurzfristige Zukäufe von Strom sind in der Regel sehr viel teurer als die langfristigen Verträge. Daher ist es für Stromhändler, gerade auch für Anbieter von Ökostrom, wichtig, ihr Wachstum langfristig zu planen.